Es ist normal,
verschieden zu sein.
Unter diesem Slogan realisieren wir Demonstrationen und Feste, Infoveranstaltungen und Diskussionen, Kunst-Events und Filme.
Über das Blaue Kamel
Das Aktionsbündnis
Im Blauen Kamel haben sich Berliner Träger der Behindertenhilfe zusammengeschlossen, um die Interessen von Menschen mit Behinderungen öffentlich zu vertreten.
Gegen Ausgrenzung!
Mit unseren vielfältigen Aktivitäten weisen wir auf die oft komplizierten Lebenssituationen und Hilfebedarfe von Menschen mit Behinderungen, auf ihre Besonderheiten und Eigenarten hin. Denn noch immer wird ein Leben mit Behinderungen aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt.
Standpunkte
Es ist normal, verschieden zu sein! Für Menschen mit Behinderungen ist diese Feststellung nicht voraussetzungslos – und sie hat Konsequenzen. Wir treten dafür ein, dass für Menschen mit Behinderungen die Voraussetzungen geschaffen und erhalten werden, damit es auch für sie ein ganz normales, selbstbestimmtes Leben gibt. Und zwar mit allem, was dazugehört.
Denn:
Kindheit und Jugend sind Kindheit und Jugend – ob behindert oder nicht. Frühförderung schafft Chancen für das Leben. Integration in Kita und Schule ist besser als Ausgrenzung. Sonderkitas und -schulen dürfen nur in dem Maße eingeschränkt werden, wie Integration zur Selbstverständlichkeit wird – und nicht eher.
Eine angemessene Ausbildung in Schule, in der Lehre mit qualifiziertem Abschluß oder in einer geeigneten Arbeitsförderung ist unverzichtbar.
Behinderung allein darf nicht zur Arbeitslosigkeit führen. Menschen mit Behinderungen benötigen deshalb eine ausreichende Anzahl an Arbeitsplätzen in WfbM, so ansprechend und motivierend wie möglich, ein gerechtes System der Entlohnung sowie Mittel zur behindertengerechten Anpassung von Arbeitsplätzen in der freien Wirtschaft.
Wohnen bedeutet auch für Menschen mit Behinderungen ein Zuhause mit Privatsphäre. Wohnen bedeutet, sich verändern dürfen, auch umziehen können, wenn man es will, an einem Platz alt werden können, der einem von niemandem streitig gemacht wird, Gäste einladen, feiern und ausruhen können.
Freizeit heißt, den eigenen Bedürfnissen folgen, selbstbestimmt gestalten, verschiedene Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung außerhalb der Wohnung erreichen können.
Unsere Geschichte
Es begann im Frühjahr 1996. Das Pflegeversicherungsgesetz war in Kraft getreten, das Bundessozialhilfegesetz geändert worden. Die Folgen waren unabsehbar. Ein Leistungsrecht, das die Belange von Menschen mit Behinderungen zusammenfassend regeln würde, war in unbestimmte Ferne gerückt.
Eine unheilvolle Entwicklung: Dies befürchteten Betroffene, ihre Angehörigen und Betreuer. Denn Erfahrungen zeigten, dass die neuen Gesetze nicht nur Leistungskürzungen bedeuten würden: Neben einer verstärkten Orientierung auf Kostensenkung zeigten sich unsägliche Mechanismen von Bürokratie, wie zum Beispiel unangemessene und oft überflüssige Prozeduren der Begutachtung.
Und: Wenn Behinderung primär als Kostenfaktor angesehen wird, folgt oft zwangsläufig die Frage „Was lohnt sich für wen?“ Der Schritt zur Beschneidung von Lebensrechten ist dann nur noch klein.
Packen wir’s an! Obgleich auf der Landesebene bundeseinheitliche Vorgaben kaum beeinflussbar sind, begann eine Initiativgruppe von Trägern der Behindertenhilfe in Berlin, Aktionen zu planen. Wir wollten die Belange von Mitbürgern, die als geistig oder psychisch behindert gelten, ins gesellschaftliche Bewusstsein rücken.
Das Blaue Kamel geht voran. Unter dem Leitsatz „Es ist normal, verschieden zu sein“ ging es am 30. Mai 1996 vom Alexanderplatz zum Roten Rathaus und von dort zu einem großen Fest auf dem Schlossplatz. Der Demonstrationszug wurde angeführt von einem blauen Kamel – einer riesigen Figur, die bereits bei vergleichbaren Aktionen im Bundesgebiet im Einsatz war.
Dem Aufruf des Bündnisses folgten damals circa 5000 Menschen – mit und ohne Behinderung. Seither finden regelmäßig Veranstaltungen des Berliner Blauen Kamels statt, die in Politik, Medien und Öffentlichkeit eine spürbare Resonanz erzeugten und erzeugen. Eine Organisation allein könnte dies über längere Zeit nicht bewirken. Und einen langen Atem werden wir brauchen …
Warum ein blaues Kamel
Kamele leben in unwirtlichen Gebieten, sie überstehen längere Durststrecken und lassen sich nicht von Kälte beeindrucken.
Sie sind hervorragend angepasst, überwinden Höhen und Tiefen. Kamele gibt es einzeln und in festen Verbänden. Sie sind vielseitige und unentbehrliche Gefährten. Kamele sind gesellig und genügsam, aber auch wachsam und schützen sich gegenseitig.
Warum also nicht ein Kamel sein? Und blau?
Ein blaues Kamel ist etwas Besonderes, verschieden von den anderen Kamelen, die wir kennen. Es fällt überall auf. Blau symbolisiert Bereitschaft und Öffnung. Blau ist aber auch die Farbe der Sehnsucht und der Ferne. Vielleicht wird unser Kamel eines Tages seine Farbe verändern. Aber bis dahin hat es noch einen weiten Weg vor sich, auf dem es hoffentlich viele begleiten.